International

Liu Guoliang führt hartes Punktesystem für Olympia ein

Wie in Rio 2016 will Liu Guoliang auch in Tokio die volle Ausbeute (©ITTF)

27.02.2019 - Wenn am 24. Juli 2020 die Olympischen Spiele von Tokio eröffnet werden, will sich Liu Guoliang keine Sorgen machen müssen. Dann soll die chinesische Mannschaft mal wieder das Maß aller Dinge sein und wie in jeder Olympia-Ausgabe seit Peking 2008 die volle Ausbeute an Tischtennis-Goldmedaillen mit nach Hause bringen. Der neue Chef des chinesischen Tischtennisverbands hat dafür nun ein hartes Punktesystem - samt Strafe und Belohnung - eingeführt.

Ob als Spieler oder als Trainer - der Erfolg war und ist Liu Guoliangs treuer Begleiter. Das soll sich auch in seiner neuen Rolle als Präsident des chinesischen Tischtennisverbands nicht ändern. Und so hat sich Chinas Ex-Headcoach ein besonderes Motivationsrezept für den Trainerstab der Nationalmannschaft ausgedacht. Wie der Verband vor wenigen Tagen in Peking mitteilte, wird es im Rahmen der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio 2020 ab sofort ein neues Punktesystem im chinesischen Team geben. Werden die Ziele übertroffen, winkt den Verantwortlichen eine Belohnung, bei Misserfolg hagelt es Strafen - vor allem für die Trainer, aber auch Liu selbst nimmt sich davon nicht aus und ist bereit, auf sein komplettes Jahresgehalt zu verzichten, wenn seine Teams versagen.

Nur der Sieg zählt

Liu agiert im Verband nun als Strippenzieher, die Arbeit an der Box fällt seinem 21-köpfigen Trainerstab zu. An der Spitze des Herrenteams ist mit Cheftrainer Qin Zhijian wieder ein bekanntes Gesicht zu finden, die Damen werden von Li Sun angeführt. Diese Position werden die beiden allerdings nicht dauerhaft bekleiden, wenn sie nicht die geforderten Erfolge einfahren. Konkret bedeutet das, bis zum Jahresende möglichst viele Goldmedaillen bei neun ausgewählten Turnieren zu gewinnen, bei denen es Punkte für die interne Bewertung zu holen gibt. Mit 4000 Punkten am wertvollsten ist ein Sieg im Einzel der WM, aber auch beim Team World Cup, dem World Cup der Damen und Herren, den Asienmeisterschaften, dem Asian Cup, den China und Japan Open sowie bei den World Tour Grand Finals kann abgesahnt werden. Doch aufgepasst: Es zählt nur der Turniersieg - für Silber gibt es null Punkte. Auffällig ist dabei, dass neben den Team- und Einzelwettkämpfen auch die Mixed-Konkurrenzen im Fokus stehen, ganz im Gegensatz zum Doppel, für das es keinen einzigen Punkt zu gewinnen gibt. Der Hintergrund ist, dass das gemischte Doppel in Tokio seine Premiere als olympische Disziplin feiert und China auch hier die Hauptrolle spielen möchte. Dieser Konkurrenz wird von nun an also voraussichtlich eine ungewohnte Aufmerksamkeit zuteil.

Insgesamt können im Bewertungszeitraum maximal 18.000 Punkte erreicht werden. 12.000 Punkte sind notwendig, um in der Leistungsbeurteilung durch Liu Guoliang zu bestehen. Wird das Minimalziel von 12.000 Punkten nicht erreicht, werden die beiden Cheftrainer Qin und Li sowie die Teamleiter, Liu Guozheng bei den Herren und Ma Lin bei den Damen, um einen Rang degradiert und müssen Gehaltseinbußen hinnehmen. Sollten mehr als 14.000 Punkte erreicht werden, darf sich das Trainerteam hingegen auf eine Belohnung freuen.

Keine Ausrutscher mehr

Mithilfe dieses Systems erhöht Liu den Druck auf seine Trainer und letztlich auch auf die Spieler enorm. Ausrutscher wie bei den Asienmeisterschaften 2017, als Miu Hirano China in Schockstarre versetzte, oder bei den World Tour Grand Finals im vorigen Jahr, als China nur einen von vier Titeln gewann, sollen auf diese Weise verhindert werden. Gerade die Japaner werden 2020 auf heimischem Grund naturgemäß höchst motiviert sein und alles dafür tun, die chinesische Dominanz zu durchbrechen. Die Statistik spricht freilich für China: Von den 32 Goldmedaillen, die seit der Einführung des Tischtennissports als olympische Disziplin vergeben wurden, gingen nur vier nicht an das Reich der Mitte. Zuletzt gelang dieses Kunststück dem Koreaner Ryu Seung-min im Jahr 2004. Liu Guoliang hat die Weichen gestellt, dass dies so schnell nicht wieder passiert.

(JS)

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