World Tour

Skandal bei China Open: Chinas Stars treten nicht an!

Diesen Post veröffentlichte Ma Long kurz nach seinem ausgelassenen Spiel auf Weibo (©ITTF)

23.06.2017 - Ein stärkeres Zeichen hätten Chinas Stars kaum setzen können. Bei ihrem Heimspiel, vor einem begeisterten chinesischen Publikum, ließen Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin ihre Achtelfinalpartien der China Open ausfallen. Der Grund war zunächst unklar, wenig später posteten die chinesischen Stars folgendes Statement auf Weibo: „Im Moment haben wir keine Lust zu kämpfen, weil wir dich vermissen, Liu Guoliang.“

Xu Xin gegen Tomokazu Harimoto, Ma Long gegen Dimitrij Ovtcharov oder Fan Zhendong gegen Timo Boll - alles interessante Spiele, die bei den China Open bereits angesetzt oder im Viertelfinale möglich gewesen wären. Hierauf müssen die Tischtennisfans allerdings verzichten, weil Chinas noch im Wettbewerb vertretenen Herren geschlossen das Achtelfinale der China Open boykottierten. Zuerst erschien Ma Long ohne Angabe von Gründen nicht zu seiner Partie gegen Yuya Oshima. Dass dies kein Zufall war, wurde offensichtlich, als auch Fan Zhendong dem Tisch fernblieb, als sein Achtelfinale gegen den Koreaner Kim Donghyun anstand. Wenig später machten bereits Posts der chinesischen Stars im sozialen Netzwerk Weibo die Runde, die nahelegten, dass ihr Boykott mit Nationalcoach Liu Guoliang zusammenhängt. „Im Moment haben wir keine Lust zu kämpfen, weil wir dich vermissen, Liu Guoliang“, lautete die Botschaft der Topstars, die von einer Karikatur ihres Trainers begleitet wurde.

Warum vermissen die Spieler ihren Coach? Womöglich weil dieser gerade erst zum Vizepräsidenten des chinesischen Tischtennisverbands ernannt wurde, was die Niederlegung seines Traineramts mit sich bringt. Dies vermeldete die ITTF gestern auf ihrer Webseite. China wolle die Strukturen im Trainerstab reformieren und die Position des Chefcoachs abschaffen. Stattdessen sollten sich zwei Trainerteams um die Damen- und Herrennationalmannschaft kümmern. Diese Maßnahme geschehe im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio, weitere Hintergründe wurden dabei nicht näher beleuchtet - auch nicht, ob Liu Guoliang mit seiner neuen Position zufrieden ist. 

Die Spieler scheinen es nicht zu sein. Jedenfalls erscheint es sehr naheliegend, dass sich ihr Boykott auf den Jobwechsel ihres Trainers bezieht. Wir halten Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.
 

UPDATE:

Statement des ITTF-Präsidenten Thomas Weikert: 

„Die ITTF ist sehr enttäuscht, dass die drei besten Spieler der Welt bei so einem großen Event zu ihren Spielen nicht angetreten sind. Wir werden mit unseren Freunden vom Chinesischen Tischtennisverband zusammenarbeiten, um diese ernste Angelegenheit zu untersuchen, um unser weiteres Vorgehen auszuarbeiten. In der Zwischenzeit haben wir immer noch Weltklassespieler im laufenden Wettbewerb und es werden zwei großartige letzte Tage der China Open werden.“
 

Statement des chinesischen Sportministeriums:

„Während der ITTF World Tour China Open in Chengdu nahmen zwei Trainer und drei Athleten des chinesischen Tischtennisnationalteams ohne Erlaubnis nicht am Wettbewerb teil, was sehr negative soziale Folgen hatte.

Der Pressesprecher der Generalvertretung des Sports in China gab bekannt, dass der Akt des Fernbleibens ohne Erlaubnis und das Verlassen eines internationalen Topturniers ohne Ankündigung keine Achtung weder gegenüber dem Ethikcode und der Verhaltensregeln der Athleten noch gegenüber den Interessen und dem Ruhm des Landes zeigt. Zudem ist es respektlos gegenüber dem Gegner und den Zuschauern. Diese Art des Verhaltens ist falsch und wir sind strikt dagegen.

Wir fordern die Sportteams und Athleten auf, Patriotismus und Kollektivismus jederzeit an erste Stelle zu setzen, und setzen voraus, dass es gleich wichtig ist, eine starke Ideologie, strikte Disziplin und ein gewisses sportliches Level zu haben.

Die Generalvertretung des Sports in China hat den Chinesischen Tischtennisverband beauftragt, den Fall zu untersuchen und mit ihm sehr ernst umzugehen.“
 

Inzwischen hat die chinesische Nationalmannschaft eine offizielle Entschuldigung veröffentlicht. Hier finden Sie die Übersetzung.


Interview mit Timo Boll zum Thema:


 

(JS/ITTF)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.